Schlechter Zug vom Deutschen Schachbund

Schlechter Zug vom Deutschen Schachbund

Der Arbeitskreis für Digitales, dem ich als stellvertretendes Mitglied angehöre, hat sich in einem Antrag dafür ausgesprochen, dass Deutschland sich für die Durchführung der Schach-Olympiade im Jahr 2028 einsetzt. In vorauseilendem Gehorsam gegenüber den herrschenden Eliten hat sich der Vorstand des Deutschen Schachbundes hiervon distanziert, weil wir als Bundestagsabgeordnete uns zuvor aus seiner Sicht nicht ausreichend abgestimmt haben sollen. Wir als Digitalpolitiker nehmen diesen Einwand natürlich sehr ernst (!) und haben dem Vorstand des Deutschen Schachbundes konkrete Vorschläge unterbreitet, wie denn mehr Vielfalt im Schachsport aussehen sollte.

Doch lesen Sie selbst:

Sehr geehrter Herr Präsident des Deutschen Schachbundes Krause,
sehr geehrte sonstige Mitglieder des Vorstandes im Deutschen Schachbund,

die AfD-Bundestagsfraktion hat sich im Deutschen Bundestag dafür ausgesprochen, die Bewerbung einer deutschen Stadt für die Schacholympiade 2028 zu unterstützen (Bundestagsdrucksache 20/6001). Mit Befremden haben wir zur Kenntnis genommen, dass Sie sich in Ihrer Pressemeldung vom 21. März 2023 von dem Antrag der AfD-Bundestagsfraktion zur Durchführung einer Schach-WM in Deutschland distanzieren.

Sie monieren darin, dass die Einbringung dieses Antrags von uns als gewählten Bundestagsabgeordneten ohne Rücksprache und Abstimmung mit dem Deutschen Schachbund erfolgt sei. Darüber hinaus interpretieren Sie das Aufwerfen einer so grundsätzlichen Frage wie einer Schacholympiade als schlechten Stil und Effekthascherei, weil wir dies ohne ein vorheriges Gespräch mit Ihnen als Verein getan haben. Abschließend weisen Sie noch darauf hin, dass Schach ein Sport sei, der allen Menschen offen stehe und sie unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung etc. verbinde.

Erlauben Sie uns als Bundestagsabgeordneten bitte, auch ohne vorherige Rücksprache und Abstimmung mit den Vorstandsmitgliedern Ihres Schachvereins, hierzu in aufklärender Weise Stellung nehmen zu dürfen:

Zunächst einmal möchten wir darauf hinweisen, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nach dem Willen des Grundgesetzes Vertreter des ganzen Volkes sind und keinen Aufträgen oder Weisungen, auch nicht solchen durch den Deutschen Schachbund, unterliegen. Da wir als AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag unseren grundgesetzlichen Auftrag des freien Mandates sehr ernst nehmen, bitten wir um Verständnis dafür, dass wir uns auch zukünftig erlauben werden, parlamentarische Initiativen in Erfüllung von Artikel 38 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes ohne Rücksprache und Genehmigung durch Ihren Schachverein einzubringen. Schach ist ein Spiel, bei dem zwei Spieler mit unterschiedlichen weißen und schwarzen Figuren von unterschiedlichem Wert und unterschiedlichen Fähigkeiten gegeneinander antreten. Der Arbeitskreis Digitales der AfD-Bundestagsfraktion hält Schach für ein großartiges und herausforderndes Spiel.

Auch wir als AfD-Fraktion freuen uns, wenn das Schachspiel, dessen Wurzeln in Indien, Persien und China liegen sollen, etwa nach der gelebten Praxis Ihres Vereins nicht nur Menschen mit einer entsprechenden ethnischen Herkunft offen steht. Schön ist auch, dass auch ein niedriges Alter von Spielern nicht über deren Recht auf Zugang zum Schachspiel entscheidet. Zu beklagender fehlender Nachwuchs im Schachsport muss also andere Ursachen haben.

Da es Ihnen mit dem Streben nach "Vielfalt" im Schachsport aber ernst zu sein scheint, haben wir wichtige Anregungen für Sie, damit die von Ihnen ausgeübte Spielweise beim Schach in Zukunft auch wirklich integrativ ausfällt. Wir alle wissen, Vielfalt fängt beim Schachbrett an und hört bei den Figuren nicht auf. Es muss hinterfragt werden, ob die autoritäre Vorgabe zur Einteilung der Schachfelder wie auch der Schachfiguren in Schwarz und Weiß noch zeitgemäß ist. Viel zu kurz kommen hierbei die berechtigten Interessen von Schachspielenden, die sich nicht auf diese tradierte farbliche Rollenverteilung festlegen wollen oder können. Sie sollten daher dringend Möglichkeiten prüfen, um Menschen, die farbliche Abstufungen bei Schachfeldern und Schachfiguren hin zu gemischten Schattierungen wünschen, nicht länger vom Schachspielen abzuhalten. Als Vorgabe sollten hier etwa 64 Farben der Spielfiguren möglich sein, aus denen die Spieler auswählen können und die sich auch untereinander während der selben Partie mischen lassen.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die gleichartige Verteilung der Schachfiguren auf unterschiedliche Spieler. Nach dem aktuellen Regelkatalog haben die Spielteilnehmer einer Partie genau die gleiche Art von Spielfiguren. Dies fördert die strukturelle Diskriminierung von solchen Spielern, die aus welchen Gründen auch immer, die weniger gute spielerische Leistung aufweisen. Das Ziel des Schachspielens sollte aber nicht länger auf dem Streben einer strikten Einteilung in Sieger und Verlierer einer Schachpartie liegen, sondern im integrierten Miteinander. Aus diesem Grund sollten Schachspieler nicht nur die Farbe, sondern auch die Art ihrer Spielfiguren selbst wählen dürfen. Wenn jemand ausschließlich mit Damen Schach spielen möchte, sollte man ihm das nicht vorenthalten, vor allem, wenn er seinem Gegner spielerisch unterlegen ist. Dies wäre auch ein wichtiger Beitrag zugunsten von Patchwork-Zusammensetzungen der Spielfiguren jenseits der überkommenen Aufteilung auf je einen König und eine Dame.

Dies führt uns zu den immer noch bestehenden starren Rollenbildern beim von Ihnen gelebten Schachsport. Durch die zwingende Regelvorgabe, wonach sich eine Dame beim Schach über das gesamte Spielfeld gerade und diagonal bewegen muss, der König eines Spiels sich pro Spielzug aber nur um jeweils ein Feld bewegen kann, wird ein patriarchales Stereotyp, gerade an jüngere Spieler, transportiert. Schließlich ist es im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß, von weiblichen Spielfiguren zu verlangen, sich mit einem Zug über weite Strecken bewegen zu müssen, während sich männliche Spielfiguren als "König" in Negierung eigener Pflichten beim alltäglichen Miteinander nur in einem kleinen Radius bewegen müssen. Eine gleichmäßige Arbeitsverteilung zwischen König und Dame ist auch beim Schachspiel überfällig.

Ebenso zu hinterfragen ist die Rolle der zahlreichen Bauern in einem Schachspiel, von denen jede Figur nur ein oder allenfalls zwei Züge am Anfang einer Partie ziehen kann. Hierin spiegelt sich die gesellschaftliche Ausbeutung des Proletariats, weil die Bauernfiguren in erster Reihe aufgrund ihrer sozialen Stellung zum ersten Ziel gegnerischer Figuren werden und sich, trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, nicht gegen die gesellschaftlich höher angesiedelten schweren Spielfiguren wie die Dame durchsetzen können. Mit der Möglichkeit, zunächst zwei Züge ziehen zu können, danach aber nur noch halb so schnell voran zu kommen, werden leere Aufstiegsversprechen von gesellschaftlich schwächeren Minderheiten bei gleichzeitig fehlenden Aufstiegschancen zementiert. Die Herstellung von Chancengleichheit für alle Spielfiguren ist daher dringend geboten.

Auch das Festhalten an der Figur von Türmen in einem Schachspiel mit einem Punktwert von jeweils 5 transportiert die Vorstellung, ein CO-2-intensives Gebäude aus Stein und Zement trage zu einer stärkeren gesellschaftlichen Stellung bei. Hier müsste ein Ersatz dieser Spielfiguren in Richtung CO-2-neutraler energiesparender Mehrfamilienhäuser gehen, natürlich mit Wärmepumpenheizung. Auch die Spielfigur des Springers sollte, der Vielfalt halber, künftig in rosa Farbe, in Glitzerstaub und mit einem Einhorn versehen sein.

Sie merken schon: Sie haben noch einen langen Weg vor sich, um das Schachspielen künftig inklusiv und vielfältig zu ermöglichen. Sollten Sie weitere Anregungen brauchen, so zögern Sie nicht, auf uns zuzukommen. Die AfD-Bundestagsfraktion wird derweil auch künftig parlamentarische Initiativen voranbringen, um die Interessen von Schachspielern zu vertreten und den Sport- und Schachstandort Deutschland attraktiv zu gestalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Barbara Lenk MdB (Obfrau der AfD-Fraktion im Ausschuss für Digitales),

Steffen Janich MdB (stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Digitales),

Eugen Schmidt MdB (Mitglied im Ausschuss für Digitales)

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